Für 6% und kurze Vollzeit von bis zu 28 Stunden

Solidarität mit den Offenbacher Kolleginnen und Kollegen von Siemens

17.01.2018 | Frankfurt – Am gestrigen Dienstag um kurz nach 13 Uhr kommen 250 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht des Siemens Schaltanlagenwerks in der Carl-Benz-Straße in Fechenheim vor das Haupttor zu einem Warnstreik für die Tarifforderungen der IG Metall. Gegen 13.30 Uhr kommen Kolleginnen und Kollegen in über 55 Autos von Siemens Offenbach in einem Autokorso dazu und beteiligen sich am Warnstreik. Sie werden mit großer Lautstärke begrüßt. Insgesamt sind so 400 Kolleginnen und Kollegen beim Warnstreik.

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Seit Wochen kämpfen die Offenbacher Siemens-KollegInnen um ihre Arbeitsplätze, nachdem der Siemens-Vorstand verkündet hat, trotz der höchsten Gewinne in der Geschichte des Siemens-Konzerns in der Kraftwerksparte einen radikalen Personalabbau durchführen zu wollen, so dass auch alle Beschäftigten in Offenbach vom Arbeitsplatzverlust bedroht sind. Es ist schon länger her, aber die Kolleginnen und Kollegen in Fechenheim kennen die Situation, dass plötzlich die Arbeitsplätze überhaupt nicht mehr sicher sind, weil der Vorstand zur Profitsteigerung Verlagerungen plant. 

Ähnlich wie in der Tarifrunde führen dabei Verhandlungen selten weiter. Entscheidend ist der Druck, den die Kolleginnen und Kollegen mit Aktionen auf das Management ausüben.

Uwe Schütz, Tarifsekretär der IG Metall Bezirksleitung, stellt das auch in den Mittelpunkt seiner Rede. „Wir können am Verhandlungstisch argumentieren, wie wir wollen. Auf diese Weise werden wir keine 6% durchsetzen und eine Arbeitszeitverkürzung schon gar nicht. Gerade bei der Arbeitszeit bewegen sich die Arbeitgeber bisher überhaupt nicht und das Angebot von 2% Entgelterhöhung ist mickrig. Bei der Tarifrunde und beim Kampf gegen den Personalabbau bei Siemens kommt es darauf an, dass ihr in den Betrieben Stärke zeigt. Nur so können wir erfolgreich sein.“

Marcello d’Ambrogio, der Betriebsratsvorsitzende im Schaltanlagenwerk, fordert:„Siemens kann eine Entgelterhöhung von 6% bei riesigen Gewinnen locker zahlen. Aber sie wollen nicht. Im Gegenteil: Sie schließen ganze Standorte wie den in Offenbach und die Zukunft der betroffenen Familien ist ihnen gleichgültig, damit ihre Profite weiter steigen. Dagegen müssen wir gemeinsam aufstehen.“

Unter Beifall erklärt der Vertrauenskörperleiter der IG Metall von Siemens Offenbach, Jürgen Scupin, dass man sich weiter zur Wehr setzen werde und weitere Aktionen plane. „Uns geht noch nicht die Luft aus. Wir haben noch viele kreative Ideen.“

Michael Erhardt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Frankfurt, greift die Arbeitgeber an, weil die den Teillohnausgleich für eine Arbeitszeitverkürzung wegen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder wegen der Belastungen der Schichtarbeit als „Prämie fürs Nichtstun“ diffamieren. „Wer so redet, hat entweder keine pflegebedürftigen Angehörigen oder er hat keine finanziellen Probleme damit, seine pflegebedürftigen Angehörigen von anderen versorgen zu lassen.“

Katinka Poensgen, Bezirksleitung Mitte der IG Metall, greift das Thema noch einmal auf. „Die Arbeitgeber tun so, als wenn eine Geldzahlung ohne Arbeitsleistung etwas Neues ist. Beim Streik um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für Arbeiter im Jahr 1956 ging es aber um nichts anderes. Und dieser Streik ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass Rechte erst per Streik erkämpft werden mussten, bevor sie ein für uns selbstverständliches Recht für alle per Gesetz geworden sind.“

Der Liedermacher Ernst Schwarz und die Trommlergruppe des Schaltanlagenwerks unterstützen den Warnstreik. Es wird nicht der letzte Warnstreik im Schaltanlagenwerk gewesen sein.

Von: mw

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