Neujahrsempfang IG Metall Frankfurt

Die inszenierte Krise.

20.01.2025 | Am 18. Januar 2025 lud die IG Metall Frankfurt zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang ins Gewerkschaftshaus ein. Zahlreiche Mitglieder und Gäste folgten der Einladung, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen und über die bevorstehenden Herausforderungen und Ziele zu diskutieren. Gast des Tages war der Soziologe Klaus Dörre.

Ein zentrales Thema des Empfangs war die Transformation der Industrie und die damit verbundenen Herausforderungen für die Arbeitnehmer.

Die Thesen von Klaus Dörre

  • Deindustrialisierung: In Deutschland und Europa gibt es eine massive Deindustrialisierungsgefahr. Die Industrieproduktion ist in der gesamten EU eingebrochen. Allein zwischen Februar 2023 und dem Vergleichsmonat 2024 in der Eurozone um 6,4 Prozent; in der gesamten EU um 5,4 Prozent. Frankreich, Italien und andere haben ähnliche Probleme.
  • Inszenierung: Die Wirtschaftskrise der Gegenwart entsteht nicht naturwüchsig, teilweise ist sie inszeniert. Die derzeit dominanten Muster der Krisenbewältigung bedeuten ökonomisch anhaltende Stagnation, ökologisch eine Rolle rückwärts; politisch beinhalten sie einen Generalangriff auf Gewerkschaften und Mitbestimmung.
  • Zukunft: Die vor uns liegenden Auseinandersetzungen entscheiden darüber, ob die Gewerkschaften als handlungs- und konfliktfähige Akteure erhalten bleiben. Sie sind gut beraten, wenn sie den sozial-ökologischen Umbau entschlossen mit vorantreiben. Ein demokratischer, inklusiver, ökologischer Sozialstaat könnte ein Zukunftsprojekt sein.

Klaus Dörre zieht aus seinen Thesen folgende Schlussfolgerungen: Die Gewerkschaften und insbesondere die IG Metall müssen sich auf eine Ära härtester Auseinandersetzungen einstellen. Dafür benötigen sie Konfliktbereitschaft und eine längerfristige Vision. Ein demokratischer, inklusiver, ökologischer Sozialstaat könnte ein solches Zukunftsprojekt sein. Was hätte ein solches Projekt zu leisten?

  • Den Reichtum besteuern: Die Einnahmen sollten für den sozialökologischen Umbau genutzt werden.
  • Positive und negative Privilegierung korrigieren: Ein ökologischer Sozialstaat kann dazu beitragen, dass das Wechselspiel von positiver und negativer Privilegierung, das Abschottung und soziale Schließung bewirkt, durch institutionelle Anreize für sinnvolle – weil ökologisch und sozial nachhaltige – Arbeit grundlegend korrigiert wird.
  • Produzenten in Entscheidungen einbeziehen: Der Ausschluss der eigentlichen Produzenten von Produktionsentscheidungen bewirkt eine relative Gleichgültigkeit der Arbeitenden gegenüber den von ihnen erzeugten Gütern. Die Trennung von Produktion und Gewissen ist eine wesentliche Ursache für „Apokalypsenblindheit“.
  • Wirtschaftsdemokratie fördern: In einem ökologischen Sozialstaat hätte sich Wirtschaftsdemokratie auf die potenzielle Weigerung der Arbeitenden zu gründen, Produkte, die ökologisch unverantwortbare Effekte nach sich ziehen, überhaupt erst herzustellen.
  • Nachhaltigkeitsziele in Balance bringen: Ein ökologischer Sozialstaat, der wirtschaftliche Entscheidungsmacht demokratisiert, könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um ökologische und soziale Nachhaltigkeitsziele in eine für gesellschaftliche Mehrheiten akzeptable Balance zu bringen.
  • Gemeinsam für eine gerechte Zukunft

Die IG Metall Frankfurt setzt sich dafür ein, dass die Transformation der Industrie sozial gerecht und ökologisch gestaltet wird. In den Diskussionen während des Neujahrsempfangs wurde deutlich, dass die Mitglieder bereit sind, sich den Herausforderungen zu stellen und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu kämpfen. Die Veranstaltung endete mit einem positiven Ausblick auf das kommende Jahr und dem festen Willen, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Michael Erhardt Erster Bevollmächtigter betonte in seinem Schlusswort, gemeinsam am 15. März 2025 in Frankfurt für unsere Interessen auf die Straße zu gehen. Es geht um die Verteidung der Industriearbeitsplätze und eine soziale und ökologische Gestaltung der Transformation. 

 

Von: ce

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