Warnstreiks im KFZ-Handwerk

Autokorso und Kundgebung

08.09.2017 | Frankfurt - Massive Warnstreiks und kilometerlanger Autokorso am Freitag, 8.9.2017 in Frankfurt – IG Metall fordert die Kfz Arbeitgeber ultimativ auf zur Vernunft zurückzukehren und bis 26.9.2017 die Tarifflucht zu beenden!

Ralf Kutzner geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall erklärte seine Solidarität und will das rechtswidrige Vorgehen der Landesinnungen und Innungen überprüfen lassen

Die Autokorso-Demo fiel auf! „Staus in Frankfurt“ meldete HR Info alle halbe Stunde. Grund war der kilometerlange Protestautokorso von Warnstreikenden Kfz Kolleginnen und Kollegen, der über eine Stunde durch die Stadt zog. Nach der Niederlegung der Arbeit in den größten Kfz Betrieben von Daimler, VW, BMW, Fiat, Scania, Renault, Audi, KIA, und vielen anderen Betrieben, formierten sich die Warnstreikenden zu einer Protest-Autokorso-Demonstration mit über 150 Autos mit Transparenten und Fahnen. Über einen Kilometer lang bewegte sich die Protestfahrt über eine Stunde durch Frankfurt und sorgte für viel Aufsehen.

Ziel war die KFZ-Innung in der Heerstraße. Dort fand eine Protestkundgebung statt, an der sich rund 650 Warnstreikende, sowohl aus dem Autokorso, als auch aus den umliegenden Betrieben beteiligten.

Wut und Empörung waren groß: „Eine zweite Entgeltlinie in den Betrieben lehnen wir ab. Wir wollen keine 2-Klassengesellschaft bei uns im Betrieb!“

Dies hatte die Tarifgemeinschaft der Kfz Betriebe in Hessen als „moderne Lösung“ der IG Metall angeboten. Gleichzeitig wurde bei Forderungen nach Abschaffung der Prozente bei der Samstagsarbeit ein wenig zurückgerudert und gleichzeitig die Senkung des Weihnachtsgeldes weiter in den Raum gestellt. Und Entgelterhöhung? Kein Angebot! Es fehlt unten links die Unterschrift unter den Tarifverträgen, um die Tarifflucht zu stoppen.

Wer die Rechtsansprüche der bestehenden Tarifverträge sichern will muss bis 30.09.2017 Mitglied der IG Metall werden. Dies stärkt auch die Solidarität für die weitere Auseinandersetzung

Michael Erhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Geschäftsstelle Frankfurt, erklärte auf der Protestkundgebung: „Es handelt sich hier um einen einmaligen Vorgang von Tarifflucht einer ganzen Branche. In einer Nacht- und Nebelaktion stehlen sich die Innungen aus Hessen und Frankfurt aus ihrer sozialen Verantwortung für das KFZ-Handwerk. Das werden wir nicht kampflos hinnehmen!“

Die Spaltungsversuche der Kfz Arbeitgeber wurden von den Warnstreikenden breit abgelehnt.

„Wir lassen uns nicht spalten“ war der einhellige Tenor der Sprecher aus den Kfz Betrieben. „Wie steht es in der Bibel: Deine Rede sei ja, ja oder nein, nein. Die Arbeitgeber organisieren erst die Tarifflucht und als Reaktion auf die öffentlichen Aktionen rudern sie aufgrund des Drucks aus den Betrieben zurück. Wir wollen unsere Kfz Tarifverträge in der Fläche in ganz Hessen erhalten und eine faire Entgelterhöhung. Überall im Bundesgebiet gibt es diese. Nur die Kfz Arbeitgeber in Hessen begehen tarifpolitisches Harakiri. Darum fordern wir sie auf bis zum 26.9.2017 zur Vernunft zu kommen und vor dem 30.09.2017 die Tarifverträge wieder in Kraft zu setzen, um einen langen Arbeitskampf in den Betrieben zu verhindern“ forderte Uwe Zabel, IG Metall Bezirksleitung Mitte, auf der Protestkundgebung vor der Innung.

Starke Unterstützung des Vorstandes der IG Metall erhielten die Warnstreikenden Kfz Handwerker*innen von dem Geschäftsführenden Vorstandsmitglied der IG Metall Ralf Kutzner, der die Solidarität und die Unterstützung der gesamten IG Metall und des Vorstandes unter tosendem Beifall der Warnstreikenden versicherte:

„Der Landesinnungsmeister Karpinski spricht noch im März 2017 „alles in allem von einem starken Autojahr“ 2016.

Getragen und erwirtschaftet wurde dieser Umsatz von Euch liebe Kolleginnen und Kollegen von 36.000 Beschäftigten, ohne die kein Auto verkauft und keine Reparatur durchgeführt wird, daher steht euch ein Stück vom Kuchen zu!

Wirtschaftlich geht es dem deutschen Handwerk so gut geht wie schon lange nicht mehr. Die Konjunktur läuft auf Hochtouren, selbst der Zentralverband des Deutschen Handwerks spricht von einem „Allzeithoch“. Die IG Metall fordert den Landesinnungsverband auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Mit Flucht aus Tarifverträgen und Lohndumping lassen sich Fachkräfte nicht gewinnen. Heute verlassen zwei Drittel der Ausgebildeten nach ihrer Ausbildung das Handwerk. Als Arbeitgeber ist das Handwerk nur interessant mit fairen Löhnen und geregelten Arbeits- und Urlaubsansprüchen. Und die gibt es mit Tarifverträgen. Tarifflucht ist auch kein Rezept für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben wie der Digitalisierung oder neuen Antriebskonzepten.“

Außerdem kündigte Kutzner die rechtliche Überprüfung des rechtswidrigen Vorgehens des Landesinnungsverbandes und der einzelnen Innungen an. Paragraf 54 der Handwerksordnung besage, dass Innungen oder Innungsverbände Tarifverhandlungen führen. Die Satzung des Landesinnungsverbandes entspricht dieser gesetzlichen Regelung.

„Die aktuelle Kündigung der Tarifpartnerschaft durch die Landesinnung beruht auf einem fragwürdigen Beschluss, dessen Rechtmäßigkeit derzeit in der Prüfung ist!“

Alle Warnstreikenden waren sich einig. Es geht so lange weiter bis unten links die Tinte unter den Tarifverträgen trocken ist und die Tarifflucht in Hessen verhindert wurde.

Die Aktionen der Kampagne #kfzHessen – Vollgas für Tarifverträge“ der Bezirksleitung Mitte gehen in ganz Hessen, in der nächsten Woche mit Schwerpunkten in Wiesbaden und Offenbach weiter. Die Uhr tickt. Die Kfz Arbeitgeber haben bis zum 26.9.2017 Zeit wieder zur Vernunft zu kommen.

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Betroffen von der Kündigung der Tarifverträge sind allein in Frankfurt ca. 4200 Beschäftigte in 28 Betrieben. Ihnen drohen nach dem Auslaufen des Manteltarifvertrages am 30.09.2017 Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen.

Der Film zur Aktion steht in Kürze auf der Kampagnen-Webseite www.vollgas-kfzhessen.de zur Verfügung.

Von: fb

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